Bayer 04 Leverkusen ist nach einem offensiv überschaubaren Auftritt nicht über ein 1:1 bei Aufsteiger St. Pauli hinausgekommen. Die Meisterschale wandert damit wohl endgültig zurück nach München. In Hamburg darf man auch so langsam die Feierlichkeiten vorbereiten.

Der FC St. Pauli um Torschütze Carlo Boukhalfa hat Meister Bayer 04 Leverkusen noch ein 1:1 abgerungen.
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Mit dem jüngsten 2:1 bei Bundesliga-Schlusslicht und Mitaufsteiger Holstein Kiel hatte der FC St. Pauli bereits einen gewaltigen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Dennoch ging Trainer Alexander Blessin die Heimspielaufgabe gegen Meister Leverkusen weiterhin seriös an – und musste dabei auf Irvinve (Stressreaktion im Fuß) verzichten. Der Kapitän wurde wie darüber hinaus Dzwigala, Afolayan und Saad (jeweils Bank) durch van der Heyden, Metcalfe, Guilavogui und Boukhalfa vertreten.
Auf der anderen Seite schickte Bayer-Coach Xabi Alonso sein Juwel Wirtz – beim 0:0 gegen Union Berlin bereits mit Kurzeinsatz – zurück in die Startelf. Der DFB-Nationalspieler verdrängte Aleix Garcia auf die Bank und sollte vorn zusammen mit Tella und Schick für Betrieb und Tore sorgen.
Frimpong verzieht überhastet
Das gelang zu Spielbeginn, der nervös ausfiel, aber noch nicht. Wirtz brauchte etwa sichtlich noch Zeit, um reinzufinden. Ihm sprang etwa ein Flachpass viel zu weit vom Fuß. Die gastgebenden Hamburger wussten diesen Umstand direkt selbst zu nutzen, sie rissen die Anfangsphase an sich und kamen über Saliakas direkt zu einer ordentlichen Möglichkeit (7. Minute). Auch Boukhalfa näherte sich an (11.) – und prüfte obendrein Hradecky ein erstes Mal (15.).
In diese Phase hinein meldete sich allerdings auch die im 3-4-1-2 agierende Werkself erstmals über Wirtz, Tella und Frimpong an. Letzterer zog aus guter Lage jedoch viel zu überhastet ab (14.).
Schick wird alleingelassen
Diese Aktion sollte aber so etwas wie ein Weckruf für den Meister sein. Denn fortan steigerte sich die Bayer-Elf minütlich, erhöhte den Druck immer weiter – und auch Wirtz fand mehr zu seinem Kreativspiel. Der verdiente Lohn in Minute 32 hatte aber auch damit zu tun, dass Boukhalfa die Orientierung verlor und so Schick alleinließ. Der Tscheche brauchte so nach feiner Freistoßflanke von Grimaldo aus nächster Nähe nur noch den Kopf hinhalten.
Obwohl die Leverkusener mit der Führung im Rücken den Druck aufrechterhielten, passierte nicht mehr viel bis zur Pause. Lediglich Wirtz prüfte mit einem frech aufs Gehäuse gezogenen Standard noch die Aufmerksamkeitsspanne von Schlussmann Vasilj (44.), zuvor hatte auf der anderen Seite Guilavogui Tah und Keeper Hradecky herausgefordert (41.).
Boukhalfa bestraft Bayer und belohnt Hamburg
In den zweiten 45 Minuten wurde längere Zeit gar keiner der beiden Schlussmänner herausgefordert, Chancen waren hier Mangelware. Immerhin präsentierten sich die St. Paulianer wieder etwas mutiger wie zu Spielbeginn, wenngleich sie Tah und Co. nicht groß vor schwierige Aufgaben stellten. Die Werkself trumpfte in dieser Phase mit sauberen Passspiel im Aufbau auf, konnte aber im vordersten Drittel nicht genug Esprit sowie Abschlusskraft versprühen.
Die erste Chance nach Wiederbeginn ereignete sich erst in Minute 61, als Smith einen von Joker Weißhaupt herausgeholten Freistoß frech aufs Tor schlenzte. Hradecky parierte aber sauber. Dennoch zeichnete sich hier längst wieder ab, dass die heimischen Hamburger mehr Mut entwickelten und die Gäste aus dem Rheinland offensiv zu harmlos blieben.
Die Quittung dafür folgte auf dem Fuß: Nach einem zunächst aufgrund eines Handspiels aberkannten 1:1 von Guilavogui (75.) sorgte nach zu kurzer Abwehr von Hradecky der am rechten Fleck lauernde Boukhalfa und drückte die Kugel aus nächster Nähe über die Torlinie (78.). Wer nun an ein spätes Comeback der Werkself am Hamburger Millerntor glaubte, der irrte. Denn abgesehen von einem gefährlichen Grimaldo-Distanzschuss samt Vasilj-Parade (81.) sowie einem Kopfball von Hincapie (81.) passierte nicht mehr viel. Tahs Kopfball kurz vor Schluss war nur halbgar (88.).
Und so durfte sich der FC St. Pauli, der am kommenden Sonntag um 17.30 Uhr in Bremen gastiert, über einen überraschenden Punkt freuen. Einen Zähler, der den zuletzt schon immer wahrscheinlicher werdenden Klassenerhalt noch ein Stück erreichbarer machte. Leverkusen, das am Samstag um 15.30 Uhr gegen Augsburg agieren muss, muss die Verteidigung der Meisterschaft bei acht Punkten Rückstand und nur noch vier Spieltagen so langsam endgültig abschreiben.